CityQuartier

Innenstadt Dortmund

Sommer 2015 im CityQuartier

(Bei dem Bemühen, dies zu dichten,
tat ich mich fast zugrunde richten!)

Vor nunmehr über zweien Jahren,
da haben wir's per Mail erfahren:
In Dortmund baut man Eigenheime,
die stark beflügeln unsre Träume!
Wo früher Güterzüge fuhren,
da ticken anders heut' die Uhren.
Wir hörten dann nur wenig später:
Die Häuser baut die Firma BETA!
Am Telefon charmante Damen
gern luden ein uns nach Bergkamen,
wo uns ein Herr Hans Nebenstraße
beeindruckte in hohem Maße.
Mit Nettigkeit und smarten Worten
pries er uns BETA allerorten.
Er zeigte uns die Vielzahl der Projekte,
die sich von Essen bis nach Hamm erstreckte.
Auch als wir tief schon in der Planung staken,
die Frage blieb: Wo sitzt denn wohl der Haken?
Als wir trotz langer Suche keinen fanden,
war'n mit dem Kauf wir schließlich einverstanden.
Kaum hatten wir verlassen den Notar,
macht' schon uns das Finanzamt schmerzlich klar:
So'n Grunderwerb ist furchtbar teuer,
der kostet nämlich mächtig Steuer!
Weit vor dem Bauplatz prangte eine Tafel
mit schönen Bildern, blumigem Geschwafel,
wie prachtvoll sollt' dies Haus gelingen –
wenn endlich sie zu Werke gingen!
Der Sommer kam, der Sommer schwand,
noch immer keine Mauer stand!
Am Ort des Baues ein Gewässer,
das Erdreich wurde immer nässer.
Als kalt des Herbstes Winde wehten,
da fingen laut wir an zu beten.
Im Spätherbst endlich stand ein Kran,
ins Erdreich biss der Baggerzahn.
Den Bauplatz haben wir betrachtet,
die Grube wurde ausgeschachtet.
Gegossen wurden Fundamente,
gesetzt die Kalkstein-Elemente.
Bauleiter Bautz wir lernten kennen,
der sprach: „Wir liegen gut im Rennen!“
Frau Pieckmann stellt' uns viele Fragen;
wir sollten schnellstens ihr schon sagen
das Material der Bäderfliesen
und Farbton – diesen oder diesen
und auch die Sorte des Parkettes,
sie hätte da für uns was Nettes.
Wir hatten da die Qual der Wahl
mit Holzfarbtönen ohne Zahl.
Wir fühlten schier uns überrannt:
Es stand ja noch nicht mal 'ne Wand.
Wenn irgendwann der Rohbau fertig,
ist all dies nicht mehr gegenwärtig!
Zwar war das Ändrungs-Protokoll
ein gutes Dutzend Seiten voll,
Doch hat Herr Bautz wohl unterdessen
sie mitzuteilen ganz vergessen
den Handwerksleuten, die drauf warteten,
bevor sie ihre Arbeit starteten!
Die Firma gibt sich sehr innovativ
mit exquisiter Technik, progressiv:
Die Bodenheizung, eine ganz moderne,
erwirbt doch jeder Käufer wirklich gerne.
Auch spitzten wir gespannt die Lauscher
beim Querstromlüftungs-Wärmetauscher!
Sehr höflich sich per Post entschuldigt Beta
für Bauverzögerung durch schlechtes Wetta.
Das waren aber höchstens zwei, drei Tage,
doch offen blieb die wesentliche Frage:
Wo sind die Wochen, wo die Monde denn geblieben,
um die sich tat er ganze Bau verschieben?

Zunächst war Beta nett und herzlich,
doch bald erfuhren wir es schmerzlich:
Ist erst der Kaufvertrag besiegelt,
wirkt Beta ziemlich eingeigelt.
Strömt Geld aufs Konto, pünktlich wie geschmiert,
ist alles, was die dann noch interessiert.
Die Zwischenwohnung kostet Geld,
viel mehr, als wir uns vorgestellt.
Die Wartezeit, die tat man uns versüßen
mit nett geschriebenen Geburtstagsgrüßen.
Effektvoll inszenierten sie die Grundsteinlegung
mit festlich-schönen Häppchen zur Verpflegung.
Dann hieß es wieder warten, warten, warten;
noch immer konnt' den Einzug man nicht starten.
Im Ardeytal weit hinterm Berg in Witten
wir an Entbehrung unsrer Möbel litten.
Es litt ein jeder wohl auf seine Art,
dieweil er sehnlichst seines Einzugs harrt.
Doch endlich war es dann soweit; im Jänner
bestellten wir die starken Umzugsmänner.
Es ging so mancher Monat noch ins Land.
bis endlich jedes Möbel richtig stand.
Die kleine Besenkammer im Castillo
war reichlich voll schon mit dem Apparillo,
der helfen soll, uns Heizungsgeld zu sparen;
wieviel, wird man in Zukunft erst erfahren.
Im Lenz und Sommer wurden wir gewärtig:
Der Bau ist leider lange noch nicht fertig!
Die Tätigkeit am Bau kam zum Erliegen,
wann endlich sollen wir die Zäune kriegen?
So vieles hat schon Beta uns versprochen,
doch die Versprechen hat man längst gebrochen.
Tagaus, tagein man sägte Steine
fürs Penthouse, große und auch kleine.
Entsetzlich klingt der schrille Ton der Säge,
mal wird's gerade, oft auch krumm und schräge.
Man denkt, im Penthouse wohnen sei romantisch –
doch hier man werkelt eher dilettantisch!
Dies Haus hat deutlich mehr als eine Nummer,
das macht den Zustelldiensten manchen Kummer.
Postboten suchen oft verzweifelt-fleißig:
Zwölf sieht man ja – doch wo ist Zweiunddreißig??
Ich kann's Euch sagen: Bei der Tiefgarage,
die achtlos zugeparkt oft mit Bagage!
Im Sommer wirbelt Staub in hohem Maße,
weil immer noch nicht fertig wird die Straße.
Man schiebt einander zu den Schwarzen Peter:
Aurelis, die Stadt Dortmund, und dann Beta.
Herr Bautz erscheint meist zu variabler Stunde
und macht durchs Haus dann seine kurze Runde.
Wir haben eine Menge Fragen an Herrn Bautz,
doch der ist längst schon wieder weg, pardautz!
Und Fragen haben wir auch an Herrn Bendes:
Gibt er uns nun den Bypass letzten Endes?
O nein, nicht für den Kreislauf, weit gefehlt!
Im Sommer ist's die Hitze, die uns quält,
weil dieses Querstrom-Wärmeluftgerät
des Nachts in unsrem eignen Saft uns brät!
Die Warmluft wär'n gern los wir, doch o Tücke,
der PLUGGIT bringt sie wieder uns zurücke.
Was zwar in Winters Kälte hochwillkommen,
macht uns in Sommers Hitze ganz benommen.
Im Winter spart uns Heizungsgeld der PLUGGIT,
jedoch im Sommer sag' ich einfach: FUCK IT!
Jetzt lüften wir nach guter alter Sitte
und sagen zu Herrn Bendes: „Ab durch die Mitte!“

Gedichtet im August 2015
von Arno Erich Corvis

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